Ein junger Mann, der Kreide in der Hand hält und vor einer beschriebenen Tafel steht

Einfach schreiben, wenn alles kompliziert ist

So entsteht ein gut lesbarer Text

Je besser Menschen über ein Thema Bescheid wissen, desto mehr Fachwörter verwenden sie. Was zunächst dafür sorgt, sich genau, eindeutig und verständlich auszudrücken, kann dadurch schnell kompliziert werden. Ohne Vorkenntnisse verstehen Leser dann überhaupt nichts mehr. Aber ist Fachsprache nötig, um sich korrekt auszudrücken? Geht es nicht auch einfacher? Worauf es beim Schreiben verständlicher Texte ankommt.

Sprechen ist leicht und verständlich, denn wir wollen anderen etwas erklären

Gewöhnlich ist es leicht, einem persönlichen Gespräch zu folgen. Denn Menschen stellen sich beim Sprechen unbewusst auf ihre Gesprächspartner ein. Sie interpretieren die Signale von Mimik und Körpersprache und passen ihre Rede an: Sie erklären Begriffe, bringen Beispiele oder Vergleiche, wiederholen dasselbe in anderen Worten. Denn: Sie möchten, dass der Zuhörer genau versteht, was sie zu sagen haben. Auch schwierige Sachverhalte erscheinen dann klar.

Texte sind leider oft unverständlich und kompliziert

Ganz anders bei geschriebenen Texten. Zwar können auch sie unterhaltsam, verständlich und spannend sein – das Gegenteil ist allerdings oft der Fall. Oft sind sie unverständlich, langweilig oder völlig irrelevant für den Leser. Kein zufriedenstellender Zustand, denn weil wir alle regelmäßig mit Hilfe von Suchmaschinen nach Inhalten suchen, lesen wir auch viel. Aber: Wann haben Sie zum letzten Mal einen Text im Internet gelesen, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Beim Schreiben den Leser vor Augen haben

Viele Sachverhalte, über die wir Informationen suchen, sind tatsächlich komplex. Sie lassen sich nicht in einem Satz beschreiben. Man muss weiter ausholen, um auch Details angemessen darzustellen. Aber wie viele Wörter ein Text hat, ist oft gar nicht entscheidend. Wenn es spannend ist, bleiben Leser dabei. 

Ein Text wird meist besser, wenn schon beim Schreiben klar ist, wer ihn hauptsächlich lesen soll. Deshalb entwickeln viele Redakteure vor dem Schreiben Personas. Damit haben sie genau vor Augen, welche Vorkenntnisse der Leser hat und was er vom Text erwartet. Mit dem Text erklären sie dann der Persona das Thema, über das sie schreiben. Dadurch wird der Text lebendiger, klarer und zielgerichteter. Wenn der Autor weiß, dass seine Leser so weit mit der Materie vertraut sind, dass sie Fachbegriffe verstehen und erwarten, kann er entsprechend schreiben.

Zeitungen und Zeitschriften als Vorbild nehmen

In Tageszeitungen lesen wir täglich über Themen, die vom Erfahrungshorizont der meisten Leser weit entfernt sind. Journalisten haben Methoden entwickelt, mit der komplizierte oder unbekannte Sachverhalte so dargestellt werden können, dass eine breite Allgemeinheit sie gut versteht. Wissenschaftsjournalisten schreiben fachlich anspruchsvolle Texte für ein Fachpublikum. Von der journalistischen Arbeitsweise lässt sich für Website-Texte viel lernen:

Journalisten suchen erst die Nähe zum Thema – dann die Nähe zu ihren Lesern.

  • Thema umfassend recherchieren
  • persönlich mit Fachexperten sprechen (Interview)
  • Inhalte auf das Wesentliche reduzieren (alles weglassen, was zwar auch spannend, aber besser in einem eigenen Artikel untergebracht ist)
  • für die jeweilige Zielgruppe schreiben
  • einen Redaktionsprozess etablieren: Feedback verbessert jeden Text

Journalisten vermitteln damit zwischen Fach-Spezialisten und dem Publikum. Das fällt ihnen oft leichter als den Spezialisten, die tiefer in der Materie stecken.

Leichte Sprache für spezielle Anwendungen einsetzen

Seit einiger Zeit gibt es eine Bewegung, Texte in leichter Sprache zu schreiben. Dann gelten besondere Regeln. Leichte Sprache hilft vielen Menschen, Texte besser zu verstehen.

Sie ist ein guter Ansatz für Internetauftritte von Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen – die von allen Teilen der Gesellschaft besucht werden. Leichte Sprache macht Websites barrierefrei.

Viele Menschen empfinden diese Art zu schreiben als ungewohnt. Aber auch wenn es nicht generell nötig ist, in leichter Sprache zu schreiben, liefert die Bewegung doch bedenkenswerte Anstöße:

  • eine Aussage pro Satz
  • kurze Sätze
  • im Aktiv formulieren
  • Konjunktiv vermeiden
  • positiv formulieren

 

Gerade Texte fürs Internet werden mit diesen Tipps verständlicher. Man muss es ja nicht gleich machen wie Dr. Seuss, der 236 Wörter immer neu kombinierte – und auf diese Weise gleich ein komplettes Buch schrieb: The Cat in the Hat.

Bei Texten fürs Internet gelten zusätzlich besondere Regeln

Auch bei Texten für Websites gelten diese Regeln. Zusätzlich sollen auch Suchmaschinen die Inhalte finden und den entsprechenden Suchanfragen zuordnen können. Dafür sollten Sie einige spezielle Regeln beachten: die Suchmaschinenoptimierung oder Search Engine Optimization (SEO). Der Crawler, der die Seite analysiert, muss wissen, welche Informationen besonders wichtig sind – im Grunde also das, was jeder Leser auch wissen möchte. Im Text sollten daher alle Begriffe (Keywords) verwendet werden, die relevant sind, möglichst schon in den Überschriften und Zwischenüberschriften. Da die Keywords auch Fachbegriffe sein können, hat der Autor hier die Aufgabe, sie so einzusetzen, dass der Text trotzdem allgemein verständlich ist.

Lesen Sie den Text laut vor – auch sich selbst

Wie aber kann ein Autor prüfen, ob das, was er geschrieben hat, verständlich ist? Eine wirkungsvolle Methode daher zum Schluss: Lesen sie den Text laut. Wie klingt er? Lässt er sich gut lesen? Wenn er ganz natürlich klingt – einfach, verständlich und relevant – dann klingt er wahrscheinlich so, als würden sie gerade einem Freund etwas erklären...