Mittelstand, mach Dich jetzt bereit für die digitale Zeit!

Sieht man sich die digitalen Aktivitäten und Innovation vieler deutscher Mittelständler an, muss man zu dem Schluss kommen, dass weder Kommunikation 2.0, noch Industrie 4.0 zu einem wirklich neuen Geschäftsmodell oder zumindest in die Nähe der Dynamik kalifornischer Unternehmen führen. Wo ist der „disruptive“ mittelständische Unternehmer aus Deutschland, der alle „Punkt-Null-Phrasen“ hinter sich lässt und rundherum in die digitale Zeit eintaucht? Wo ist der Automobilzulieferer, der seine Produktpalette nicht einfach auf den anstehenden digitalen „Tsunami“ vorbereitet, sondern Windkraftanlagen entwickelt, die gerade aus dem Tsunami namens „Digital“ den neuen Strom erzeugen?

Aber halten wir kurz inne. Was soll das hier?

Wurde nicht schon genug geschrieben über die Fragen nach dem qualitativen Unterschied, den die digitale Revolution mit sich bringt. Haben nicht längst alle genau diesen Teil schon verstanden, nur nicht, wie man es denn nun in seinem ganz speziellen Fall angehen soll?

Nein.

Es wurde noch nicht genug geschrieben, denn sonst wäre die Bundesregierung in der Lage, der Wirtschaft die Rahmenbedingungen zu bieten, die notwendig sind, um konservativ-kreative Unternehmenskulturen wie den deutschen MIttelstand nachhaltig zu verändern. Beziehungsweise zu stören, wie Schumpeter es nennen würde.

Denn nur wer sich jetzt auf den Weg macht und die Unternehmenskultur und seine eigene persönliche Sichtweise kreativ stört, kann vielleicht damit rechnen den Tsunami nicht nur zu überleben, sondern neu und gestärkt daraus hervor zu gehen.

Ein animierter Goldfisch, der von einem Glas zum anderen Glas springt

Sehen wir uns Fakten an:

Der deutsche Mittelstand baut oft Maschinen und muss sich aus diesem Grund erst mit einer deutlichen Verzögerung wirklich hart mit den Fragen der Digitalsierung auseinander setzen. Denn die Dinge, die gebaut werden, werden gebraucht. Digital mutet vielen daher wie eine Facette von etwas, wie ein irreales Layer an. Im „War For Talents“, also der Suche nach den Menschen, die die Arbeit machen, stimmt das nicht. Hier hat der Mittelstand schon heute Probleme. Die klugen Köpfe arbeiten nicht mehr nur in Baden-Württemberg, sondern in Mountain-View oder Cupertino.
Das Problem ist nicht die Theorie. Sondern die Tat. Viele Unternehmen und Unternehmer – auch und gerade die jungen Nachfolger, um die vierzig – zögern. Wann ist der richtige Moment, heraus aus der Tradition in eine ungewisse und auch möglicherweise scheiternde Zukunft zu gehen. Es ist oft so, dass man heute nur „auf dem Papier geht“. Es wird ein wenig in die Website investiert und in IT-Programme. Vielleicht noch in firmeneigene Labs oder den 3D-Druck von Ersatzteilen vor Ort. Man kann den Fortschritt auch einfach simulieren, ohne dass es jemand merkt. So richtet man auch keinen Schaden an.
Das größte Problem scheint sich in der Frage zu verstecken, was denn das Wesen der digitalen Zeit ausmacht. Ist es die böse Überwachung, das allwissende Amerika, das uns ausspioniert? Die NSA? Ist die digitale Zeit am Ende etwas, das vorbei geht? Wäre man nicht der coolste Chef aller Zeiten, wenn man darauf setzt und Recht behält? Oder ist „Digital“ die Lösung aller Probleme? Chancengleichheit, Wohlfahrt, Energie usw. Wird der digitale Fortschritt den Traum erfüllen, von einer Grundrente zu leben und Gutes zu tun?

Was ist richtig? Was soll man jetzt tun? Eine traditionelle Firma auf den Kopf stellen, ohne neue Erlösquellen. Finanziert von Banken, die noch viel weniger von Innovationen verstehen? So lange die Kuh melken, bis ein Unternehmen aus Kalifornien den hiesigen Markt erobert hat – und einen aufkauft.

In der digitalen Zeit geht es im Kern nur um eines:
den Kundenwunsch.

Denn den kann man jetzt kennen, wenn man sich anstrengt. Und da sind wir mitten drin im Kulturkampf, den ein so erfolgreiches Land wie Deutschland durchaus auch verlieren kann. Wer will seine Kunden dabei beobachten, was diese wirklich wollen? Fokusgruppen sagen nichts. Korrelationen wie „viele, die einen Mercedes fahren, haben auch ein iPhone“ sagen auch nichts. Aber die Antworten auf den Wandel liegen buchstäblich auf der digitalen Straße. Man kann den Leuten besser denn je dabei zusehen, wie sie sind. Was sie kaufen. Was sie wollen. Suchen. Sagen usw.

Es ist ein kleiner Schritt für einen deutschen Mittelständler endlich einen CDO (Chief Digital Officer) einzustellen und die Marketing und IT-Leute mal für einen Moment rechts und links liegen zu lassen.

Und ein großer Schritt für die Zukunft des Unternehmens.